Die Bischofbande

Leseprobe Mara

  1. Kapitel

 

Achtundachtzig Jahre später.

»Die Banden werden weitergegeben! Heute Nachmittag um sechzehn Uhr ist es endlich so weit. Um diese Zeit erwarten uns die ehemaligen Anführer in ihren Lagern.« Marian Pauls genoss sichtlich die Aufmerksamkeit der ihn umringenden Mitschüler. »Wir müssen uns jetzt überlegen, wer zu welcher Bande darf.«

Sofort entstand ein großer Lärm im Klassenraum. Alle riefen sich untereinander zu, in welche Bande sie wollten.

Sich die Ohren zuhaltend, stieg Marie Raphaela Thomas auf einen Tisch und rief laut, um die anderen Kinder zu übertönen. »Am besten, wir ziehen Lose. Eric, machst du bitte schnell genügend und auch ein paar Nieten dazu?«

»Ich …« Eric verstummte, als er Frau Wollnik, die Klassenlehrerin, das Zimmer betreten sah.

»Was ist denn hier los? Mara … Marie Raphaela, könntest du mir bitte erklären, was du auf dem Tisch zu suchen hast?«, fragte sie erstaunt.

»Die Banden werden weitergegeben!«, eilte Eric seiner Freundin sofort zu Hilfe. »Wir müssen bis sechzehn Uhr entschieden haben, wer in welche Bande darf!«

»Und das geht nicht leiser und gesitteter? Man hat euch bis auf den Flur hinaus gehört!«

»Frau Wollnik, wir brauchen Lose«, sagte Mara, die inzwischen vom Tisch gestiegen war. »Können Sie uns dabei helfen?«

»Natürlich kann ich das, ja, das ist wohl sogar meine Pflicht bei einem solch großen Ereignis«, seufzte die Lehrerin und ließ sich schmunzelnd auf ihrem Stuhl nieder. »Es ist ja schließlich nicht das erste Mal. Beschäftigt euch leise, bis ich fertig bin!«

Kaum zehn Minuten später legte die Lehrerin die angefertigten Lose auf ihren Tisch und bat nun die Schüler einzeln nach vorn.

Ängstlich nahm Mara ein zusammengefaltetes kleines Stück Papier und öffnete es vorsichtig.

»Bischof, ja!«, rief sie überglücklich. Genau das war ihr Traum gewesen.

»Willem?«, hörte sie dann Eric, der nach ihr dran war, sagen.

Erschrocken blickte sie zu ihrem besten Freund. »Was, du bist ein Willem? Oh nein, das darfst du nicht!«

»Hey Mara, ich habe das Los gezogen. Ich bin jetzt ein Willem und daran wird sich nichts ändern. Es war schön, mit dir befreundet gewesen zu sein.«

Ohne sie noch eines weiteren Blickes zu würdigen, stellte er sich vor die Tafel. »Alle Willems zu mir!«

Innerhalb von nur wenigen Sekunden war er von fünf Kindern umringt.

»Lukas, Robin, Angela, Thanee und Melanie, ihr gehört nun zu den Willems. Wir treffen uns pünktlich um vier Uhr vor dem Willemslager.«

Das hatte Mara gerade noch gefehlt. Ihre Lieblingsfeindin Stefanie Fischer hatte ein Bischof-Los gezogen. Wütend warf sie ihr einen giftigen Blick zu.

Verdammt, warum waren Angela und Eric nur in der anderen Bande? Sie konnte es nicht fassen, da hatte sie an einem Tag ihre beiden besten Freunde verloren. Wie ungerecht konnte die Welt doch sein!

Kopfschüttelnd schob sie schnell diese düsteren Gedanken beiseite und blickte zu den Kindern, die sich inzwischen zu ihr gesellt hatten.

»Shirin und Celine! Habt ihr aber ein Glück, dass ihr zusammen in der Bande seid. Marian, Florian und … Stefanie … ich heiße euch bei den Bischofs willkommen.« Mara räusperte sich kurz und registrierte dabei den wütenden Blick, den ihr Stefanie zuwarf. »Wir treffen uns sechzehn Uhr am Bischoflager. Seid bitte pünktlich!«

»Also, wenn dann jetzt alles geklärt ist, würde ich gerne den Unterricht fortsetzen«, meldete sich Frau Wollnik, die die ganze Szene schmunzelnd beobachtet hatte. »Jeder setzt sich auf seinen Platz, schließlich haben wir noch fünfundzwanzig Minuten Unterricht.«

 

»Mama, ich bin bei den Bischofs aufgenommen worden!« Strahlend blickte Mara ihre Mutter an. »Du ahnst gar nicht, was das für eine große Ehre ist. Und außerdem ist damit mein größter Wunsch in Erfüllung gegangen.«

»Du bist bei den Bischofs?« Lucy Thomas sah ihre Tochter nachsichtig an und strich ihr über den kleinen Kopf. »Dein Vater war früher auch in einer Bande.«

Verwirrt beobachtete Mara, wie mit einem Male das Gesicht ihrer Mutter einen traurigen Ausdruck annahm. Was hatte sie denn nur, Papa war doch bloß ein paar Tage im Urlaub, oder?

»In welcher Bande war er denn?«, fragte sie interessiert.

»Ich glaube, er war auch bei den Bischofs. Deshalb konnten wir uns damals nur abends treffen. Er hatte jede freie Minute mit seiner Bande oder im Fußballverein verbracht. Was ist mit Eric, ist er auch ein Bischof?«

Mara blickte traurig ihre Mutter an.

»Nein, er kam zu den Willems«, murmelte sie.

»Oh, wie schrecklich!« Betroffen kniete Lucy sich vor ihre kleine Tochter und umarmte sie. »Kann er nicht mit jemandem tauschen?«

»Nein, er ist froh, dass er dort ist. Ich muss jetzt los, ich darf nicht zu spät zum Lager kommen.« Schnell löste sich Mara aus der Umarmung ihrer Mutter. »Bis nachher.«

 

»Können wir losgehen?«

»Wie bitte?«

»Gehen wir endlich zu den Bischofs?«

»Gleich.« Shirin starrte angestrengt zum Eingang der Gasse, aus der Mara eigentlich jeden Moment kommen sollte.

»Wir kommen noch zu spät!«

»Mara kommt gleich.«

»Wir warten auf die Thomas?« Angewidert verzog Stefanie ihr Gesicht. »Das fehlt mir gerade noch.«

»Hey, Steffi, weshalb kannst du Mara nicht leiden? Sie ist so nett! Vergiss nicht, dass du sie von nun an jeden Tag sehen wirst.«

»Das ertrage ich nie.«

»Du hättest wohl lieber ein Willems-Los gezogen?«

»Natürlich, ich gebe es ja sogar zu. Mara ist eine eingebildete Kuh und mit ihren Sommersprossen und den roten Haaren sieht sie aus wie eine Hexe.« Sie stöhnte kurz auf, als sie Mara aus der Gasse kommen sah. »Mir reicht es jetzt schon. Ich gehe zum Willemslager und frage, ob jemand mit mir tauschen will.« Schnell drehte sie sich um und lief davon.

»Aber Steffi!«, rief Shirin ihr verblüfft nach.

»Lass sie nur gehen!«, sagte Mara, die die letzten Worte noch gehört hatte, lachend. »Hoffentlich kommt sie nie wieder.«

»Ich kann euch beide nicht verstehen.« Verwundert schüttelte Shirin ihren Kopf. »Ihr zwei habt euch noch nie gemocht. Woran liegt das nur?«

Mara hob nur amüsiert ihre Schultern. »Sie ist blöd, was soll ich da noch groß erklären? Los, wir müssen uns beeilen!«

Insgeheim hoffte sie, dass Eric bereitwillig tauschen würde.

 

»Kinder!«, sagte Adrian Hoffmann, der bisherige Bischofanführer, und lächelte dabei verschmitzt. »Ihr wollt also Bischofs werden? Stellt euch das nicht zu einfach vor. Ihr müsst die Willems richtig hassen lernen, sie sind eure Feinde. Vergesst, dass sie gestern noch eure Freunde waren. Ab jetzt wird alles anders. Wer damit nicht klarkommt, sollte besser jetzt das Lager verlassen.«

Heimlich tauschten die Kinder untereinander fragende Blicke aus, doch niemand wagte es auch nur, zur Tür zu sehen.

»Gut, weiter. Es ist sinnlos, wenn ihr euch zu Schlägereien hinreißen lasst. Erstens bringen sie nichts und zweitens sieht ein blaues Auge nicht besonders schön aus.«

Leise öffnete sich die Tür des Lagers und Angela schlüpfte mit rotem Kopf durch einen kleinen Spalt ins Lagerinnere.

»Angela, hast du die Willems verlassen?«, fragte Mara vorsichtig, doch als ihre Freundin lächelnd nickte, lief sie strahlend auf sie zu und umarmte sie stürmisch. Wenigstens hatte sie Angela nicht verloren!

»Ich habe mit Stefanie getauscht«, klärte sie ein paar Sekunden später die anderen auf. »Ich hätte es nicht ausgehalten, Mara zur Feindin zu haben.«

»Können wir jetzt weitermachen?«, meldete sich schließlich der ehemalige Anführer der Bischofbande wieder zu Wort. »Es ist ein Muss, dass ihr den Willems Streiche spielt und dabei solltet ihr möglichst immer die Oberhand behalten. Ist das klar so weit?«

Die Kinder nickten verschüchtert und doch beeindruckt.

»Okay, nun kommen wir zu dem wichtigsten Teil.« Der Junge ging zum Schrank, nahm zwei Bücher heraus und legte sie vor den Kindern auf den Tisch.

»Das ist unser … äh euer Heiligtum. Diese Bücher wurden von den Gründern der Bande angefertigt und haben jeweils eine spezielle Funktion. Dieses hier ist das Buch der Bischofbande. Darin befindet sich die Gründungsgeschichte und die Bischofgesetze, nach denen ihr euch zu richten habt. Und hier haben wir die Chronik. Dort dürft ihr auch etwas hineinschreiben, und zwar wann ihr die Bande übernommen habt, eure Namen, besonders gelungene Streiche und wann ihr die Bande weitergegeben habt. Wie ihr seht, befinden wir uns in einer neuen Laube. Wir haben sie durch Spenden ehemaliger Mitglieder kaufen können. Ihr glaubt gar nicht, wie viel Zeit wir und die Willems für die Lauben aufbringen mussten. Ich möchte, dass ihr das Lager gut pflegt und mindestens jedes zweite Jahr die Holzlasur außen erneuert. Ist das klar?«

Eifrig nickten die Kleinen.

 

Mara konnte es noch immer nicht fassen. Sie war ein Bandenmitglied! Und besonders glücklich machte sie, dass Stefanie jetzt bei den Willems war. Sie hasste deren arrogante Art, die blonden Haare und das sommersprossenfreie Gesicht.

»Wählen wir jetzt einen Anführer!«, schlug Shirin vor.

»Wie sollen wir abstimmen?«, fragte Marian.

Angela holte Papier und Stifte aus ihrer Tasche. »Wie wäre es damit?«

Jeder der Siebenjährigen nahm ein Blatt und einen Filzstift und versuchte, den Namen seines Favoriten aufzuschreiben.

Angela war die Beste in Lesen und Schreiben. Ihr fiel die Auswertung zu.

»Also, wir haben eine Stimme für Florian, zwei für Marian und drei für Mara. Ich gratuliere dir, Mara.«

»Ich?«, fragte Mara erstaunt. Ihr sollte diese Ehre zuteilwerden?

»Warum habt ihr gerade mich gewählt?«

»Du kannst dich gut durchsetzen und außerdem spielst du schon die ganze Zeit den Anführer«, antwortete Marian schmunzelnd. »Du schaffst das schon. Du hast ja nun ein paar Jahre Zeit, dich daran zu gewöhnen.«

»Gehen wir zum See?«, fragte Angela, während sie mit ihrem Zopf spielte. »Es ist so warm.«

Alle blickten erwartungsvoll zu Mara.

»Also, ich habe nichts dagegen.«, entschied sie und errötete verlegen.

Am See trafen die beiden Banden aufeinander. Durch Erics herrisches Auftreten erriet Mara sofort, dass er der neue Anführer der Willems war. Dies bedeutete nun wohl endgültig das Aus einer lebenslangen Freundschaft.

»Hey, Bischofs!«, rief Eric hochmütig, während er Marian musterte. »Wer ist euer Anführer?«

Mutig trat Mara einen Schritt vor, schließlich war er ja trotz allem noch immer Eric, der kleine Junge, mit dem sie schon in den Windeln liegend gespielt hatte.

»Ich bin die Anführerin der Bischofs.«

Überrascht brach Stefanie in Lachen aus und steckte die anderen Willems damit an.

»Sei still, du dumme Kuh!«, fuhr Mara ihre Lieblingsfeindin an und diese verstummte tatsächlich sofort.

»Hey, Thomas, du hast meiner Bande gar nichts zu befehlen. Vielleicht lasse ich es mal zu, wenn du keine Sommersprossen mehr hast.«

Verwirrt starrte Mara Eric an. Er war noch nie so gemein zu ihr gewesen und ihre Sommersprossen hatte er immer gemocht. Ja, er hatte sie sogar bewundert und war neidisch darauf gewesen!

»Was haben die Bischofs denn für einen laschen Anführer?«, höhnte Eric weiter. »Wenn das so weitergeht, können wir die Banden schon in einer Woche weitergeben.«

Wütend biss Mara ihre Zähne zusammen, schließlich hieß doch der erste Grundsatz, dass man sich nicht schlagen sollte. Man konnte alles ausdiskutieren, oder etwa nicht?

»Findet ihr es gut, solch einen Feuerwehrhydranten als Anführer zu haben?«

Mara glaubte, sich verhört zu haben. Ihre Wut steigerte sich ins Unermessliche und ohne noch lange zu überlegen, rannte sie los, warf Eric zu Boden und schlug ihm voller Kraft ins Gesicht.

Überrascht blieb Eric einen Moment lang liegen, doch schnell versuchte er, sich zu wehren. Wie sah das denn aus, er unterlag beim Kämpfen einem Mädchen! Was sollten die Willems denn von ihm denken? Doch so einfach, wie er sich das vorgestellt hatte, ging es nicht. Mara kannte verdammt viele Kniffe und Tricks und parierte seine Angriffe sehr geschickt.

Erst nach einer Weile gaben beide erschöpft auf.

Verblüfft wischte sich Eric Blut von seiner Nase. Ihm war ja schon immer klar, dass Mara stark war, doch bis jetzt hatten sie immer nur zum Spaß im Garten miteinander gebalgt.

Es würde nicht leicht werden, in Zukunft gegen sie anzukommen.

Nachdem sich Mara vom Boden erhoben hatte, zogen sich die Bischofs schnell in ihr Lager zurück.

»Mensch Mara.« Angela reichte ihr ein Taschentuch. »Du blutest ziemlich stark. Der blöde Watts hat dir auf die Nase geschlagen. Wie konnte er nur? Er ist so gemein!«

»Hey, für ein Mädchen, warst du echt gut.« Anerkennend schlug Marian mit einer Hand auf Maras Schulter. »Das hätte nicht mal ich besser hinbekommen. Bist du in einem Verein, oder so?«

»Mein Vater übt oft Selbstverteidigungsstrategien mit mir. Er meinte, dass ich das sicher mal brauchen kann. Anscheinend hat er recht gehabt«, antwortete Mara fröhlich. Nicht, dass sie gewonnen hätte, aber dennoch fühlte sie sich als Siegerin.

 

Deprimiert registrierte Eric die vorwurfsvollen Blicke der Willemsbande.

»Das war schwach von dir«, meinte Robin als Erstes, während er an einem Schokoriegel kaute. »Die Thomas ist doch nur ein Mädchen.«

Thanee stieß ihn grob von der Seite an. »Hey, überleg dir gut, was du sagst, sonst bekommst du es mit mir zu tun. Ich fand Maras Mut super. Sie ist auf Eric wie eine Furie losgegangen. Wir haben ziemlich schnell ihre empfindliche Stelle gefunden.«

»Also, meinetwegen hättest du ihre Nase ruhig noch blutiger schlagen können. Das wäre bei diesen roten Haaren gar nicht aufgefallen«, sagte Stefanie, während sie in Erics Gesicht mit einem Tuch herumwischte.

»Soll das jetzt immer so ablaufen?«, warf Melanie neugierig ein.

»Ich habe keine Ahnung«, musste Eric zugeben. »Warten wir ab, was beim nächsten Aufeinandertreffen passiert.«

Er würde Mara … nein, von nun an würde er sie nur noch mit ihrem richtigen Namen ansprechen, schon noch beweisen, dass die Willems die bessere Bande waren.

 

Gleich am nächsten Nachmittag trafen die beiden Banden am See wieder aufeinander. Es hatte den ganzen Tag in Strömen gegossen, doch bei dem ersten Sonnenstrahl waren alle Kinder aus ihren Lagern ins Freie gelaufen.

Das Zusammentreffen gestaltete sich ähnlich wie am Tag zuvor. Eric lästerte wieder lauthals über Maras rote Haare, ihre Sommersprossen und ihre angebliche Unfähigkeit, ein guter Anführer zu sein.

Maras Wut steigerte sich wieder mit jeder Minute ins Unermessliche, dabei hatte sie sich doch so fest vorgenommen, diesmal nicht auf Eric loszugehen. Aber verdammt, er wusste ganz genau, wie er sie zur Weißglut treiben konnte.

Warum musste er diese normalen braunen Augen und solch schönes dunkles Haar besitzen? An ihm war einfach nichts, über das man hätte lästern können. Und genau das war der Grund, weshalb Mara mit der rechten Hand ausholte und ihm ins Gesicht schlug.

Unvorbereitet verlor Eric im Schlamm sein Gleichgewicht und rutschte auf dem nassen Boden aus. Sein hübsches Gesicht war vor Schmerz verzogen, als er verblüfft sein Auge berührte.

Sofort lief Stefanie zu ihm und wollte ihm helfen, doch Eric stieß sie widerwillig von sich, sodass auch sie auf den nassen Boden plumpste.

Dann sprang er schnell auf. Seine Wut spiegelte sich deutlich in seinen Augen wider. Blitzschnell rannte er los und stieß Mara nieder. Gleich darauf warf er sich auf sie und drückte ihre Hände auf den Boden. Doch Mara befreite sich sofort, nahm eine Ladung Schlamm und warf sie direkt in sein Gesicht.

Mit Wut im Bauch revanchierte er sich, darauf hoffend, endlich eine empfindliche Stelle bei ihr zu entdecken.

Mara lachte laut los, als sie Erics schwarzes Gesicht sah, sprang auf und lief mit dem Rest der Bischofs schnell davon.

»Verdammtes Luder!«, schrie der Willemsanführer ihr wütend hinterher.

»Oje, das wird ein blaues Auge.« Thanee berührte vorsichtig seine Wange und besah sich sein rechtes Auge. »Du warst noch immer viel zu sanft zu ihr.«

»Dieses rothaarige Biest!« Ratlos blickte Stefanie auf ihre schmutzigen Sachen. »Eric, das war so gemein von dir. Ich wollte dir nur helfen, wieso hast du mich weggestoßen?«

Eric lächelte sie vergnügt an. Wenigstens etwas Gutes hatten die letzten Minuten gebracht, die Fischer nervte ihn wirklich sehr.

»Also, ich fand es toll, wie ihr euch im Schlamm gewälzt habt«, meinte Robin schmunzelnd. »Aber eure Mütter werden das gleich wohl ganz anders sehen.«

 

Entsetzt blickte Frau Thomas ihre kleine Tochter an. »Wo hast du dich denn schon wieder herumgetrieben? Nun erzähl mir aber nicht, dass das dein neuer blauer Pullover ist!«

Mara nickte beklommen und blickte schuldbewusst auf ihre vor Dreck nicht wiederzuerkennenden Schuhe. An ihre Kleidung hatte sie keine einzige Sekunde gedacht, als sie auf die Willems gestoßen waren. Demnächst würde sie Ersatzkleidung zum Wechseln im Lager bunkern.

 

»Ich war bei den Bischofs und wir haben am See die Willems getroffen«, stammelte sie schließlich.

»Ach so, die Willems wieder!« Die Mutter stemmte ihre Arme in die Hüften. »Diese Ausrede wirst du jetzt wohl immer benutzen?«

»Es ist aber die Wahrheit.«

»Weshalb verträgst du dich nicht einfach wieder mit Eric? Ihr habt euch doch vor zwei Tagen noch so gut verstanden? Willst du die nächsten Jahre ständig so nach Hause kommen?«

»Ich werde mich nicht mit diesem Blödmann vertragen. Ich bin die Anführerin der Bischofbande und daran wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern.«

»Womit habe ich das verdient?« Nun wieder lächelnd, blickte Lucy kurz zur Zimmerdecke. »Geh jetzt besser duschen, bevor du mir noch die ganze Küche einsaust! Ach, bevor ich es vergesse. Vorhin bekam ich die Zusage der Ballettlehrerin. Der neue Kurs startet am Donnerstag um sechzehn Uhr.«

Mara dachte kurz nach. Da sollte ein Bandentreffen stattfinden, aber eigentlich wollte sie auch gerne tanzen lernen.

»Sag nur, du willst jetzt nicht mehr? Ich habe die Kursgebühr schon überwiesen.«

»Ich möchte auf alle Fälle zum Ballett«, entschied Mara spontan. »Dann sehe ich die Bischofs halt donnerstags nicht.«

Dann lief Mara schnell in das Bad und duschte sich gründlich. Nein, natürlich wollte sie nicht jeden Tag ramponiert zu Hause erscheinen, doch für die Bande würde sie alles tun. Und sie freute sich schon riesig auf ihre erste Tanzstunde.

 

Zwei Tage später war es so weit.

Aufgeregt betrat Mara gleich nach ihrer Mutter einen der Übungsräume der Tanzschule.

Die Lehrerin, eine junge Frau im Tanztrikot, empfing sie beide lächelnd.

Während sie sich kurz mit der Mutter austauschte, sah Mara sich um. Die Wände des Raumes waren eine einzige große Spiegelfläche. Und an einer waren zwei lange Ballettstangen in verschiedenen Höhen angebracht.

Die Tür öffnete sich erneut. Entsetzt beobachtete Mara, wie Stefanie in Begleitung ihrer Mutter den Raum betrat.

Steffi erblickte Mara und verzog feindselig ihren Mund.

»Mist«, fluchte sie leise. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie konnte nur hoffen, dass die Thomas schnell das Interesse am Tanzen verlieren würde.

Mara beschäftigte in diesem Moment ein ähnlicher Gedanke.

Auch sie wünschte sich nichts sehnlicher, als das Stefanie den Kurs vorzeitig verlassen würde.

 

 

 

  1. Kapitel

 

»Sie kommen her!« Nervös zupfte Mara an ihrem Kleid herum. »Werde ich rot?«

Angela musterte Mara kurz. »Wie eine Tomate.«

»Verdammt!«

»Hallo«, begrüßte Kevin die drei am Tisch Sitzenden selbstsicher und zu Mara gewandt. »Was für ein Zufall! Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell wieder über den Weg laufen?«

»Hallo«, murmelte Mara überwältigt.

Spöttisch hob Eric eine Augenbraue. »Auf diesen Zufall hätte ich verzichten können. Hey, Jörn.«

»Hallo Eric«, sagte Jörn, blickte dann jedoch wieder zu Angela.

»Verzieh dich, Watts, sonst wird mir schlecht!« Angewidert verzog Mara ihren Mund und richtete ihren Blick schnell wieder zu Kevin.

»Das ist mir schon, seit ich dich heute früh in der Redaktion getroffen habe.« Zornig starrte Eric auf die Bischofanführerin, die schüchtern seinen Cousin anhimmelte. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Schnell wandte er sich um und erblickte zwei freie Plätze an einem von Mädchen besetzten Tisch.

»Dürfen wir uns zu euch setzen?«

»Natürlich!«, erscholl es kichernd. »Wir haben nichts dagegen.«

»Setz dich doch!«, bat auch Mara verlegen und mit heftigem Herzklopfen, doch Kevin schüttelte mit entschuldigender Miene den Kopf. »Ich gehe besser zu Eric, schließlich bin ich auch mit ihm gekommen. Er sieht es, glaube ich, nicht gerne, wenn ich mit dir spreche.«

»Ach?« Überrascht hob Mara ihren Kopf. »Er zieht dich in unseren Kampf hinein?«

Lächelnd hob Kevin seine Schultern und gesellte sich zu seinem schon auf ihn wartenden Cousin.

 

»Ob Kevin auf der Party sein wird?«, fragte Mara am darauffolgenden Samstag und blickte ihre beste Freundin nervös von der Seite an. »Ich möchte ihn noch einmal kurz sehen, morgen fährt er schon wieder nach Hause. Eigentlich müsste ich zu Hause bleiben, weil ich mich von der Blutabnahme noch ziemlich schwach fühle. Ich hoffe, dass dieser Test endlich zeigt, warum ich immer diese starken Bauchschmerzen habe und mir ständig übel ist. Ich konnte heute kaum etwas essen. An den Jazztanzkurs und das Ballett brauchte ich die letzten Wochen gar nicht erst zu denken. Das heißt, dass die Fischer einen Vorsprung hat.«

»Oh man, ich hoffe auch, dass es dir bald wieder besser geht. Aber ich hätte nie gedacht, dass du wegen eines Jungen mal so unvernünftig wirst. Eric wird Kevin sicher mitbringen. Ich verstehe nicht, weshalb du ihn so gut findest, schließlich sieht er Watts so verdammt ähnlich. Das lässt tief blicken«, antwortete Angela schmunzelnd.

»Wie meinst du das?«

Errötend blickte Angela sich kurz auf der Straße um. Sie wollte sichergehen, dass niemand sie hören konnte. »Na, wenn du Kevin toll findest, dann liegt es doch sehr nahe, dass du auch Eric …«

»Ach, spinn nicht rum!«, rief Mara empört. Leise sprach sie dann weiter. »Watts ist der größte Idiot auf Erden! Da hilft es nichts, dass er zugegebenermaßen nett aussieht. Er lässt mich mehr als kalt.«

»In Ordnung, ich habe es kapiert. Wir sollten uns etwas beeilen, die Party läuft schon eine Weile.«

»Hättest du nicht so lange vor dem Spiegel gestanden, wären wir pünktlich!«

»Hey, du hast genauso lange gebraucht«, erwiderte Angela, nun wieder lachend.

»Da seid ihr ja endlich!«, begrüßte Shirin die beiden Mädchen schon lautstark von Weitem. »Das Büfett ist eröffnet.«

»Sie hat einen sitzen«, bemerkte Angela naserümpfend. »Und das schon so früh.«

»Celine hat wohl einen Moment nicht auf sie geachtet.« Ruckartig blieb Mara stehen. »Da ist er.«

»Kevin?« Amüsiert glitt Angelas Blick zu dem Jungen. »Ob Eric mit siebzehn auch so …«

»Angela, das ist nicht witzig. Ich habe dich gebeten, dieses Thema zu unterlassen.«

»Schon gut. Oh, da ist auch Jörn. Heute frage ich ihn, ob er mit mir gehen will. Falls ich mich traue …«

Verständnisvoll umarmte Mara ihre Freundin. »Du brauchst keine Angst zu haben, er mag dich sicher auch.«

»Da vorn ist Jerome«, sagte Celine, die inzwischen mit Shirin an der Hand zu den beiden Mädchen getreten war. »Sieht er heute nicht wieder umwerfend aus?«

»Heiß«, murmelte Mara zustimmend. »Schaut mal, Melanie flirtet mit ihm. Wie die sich an ihn heranmacht …«

»Ich dachte, sie ist mit Koch zusammen?«, bemerkte Angela spöttisch.

»Robin?« Shirin hielt sich kurz an ihr fest. »Der ist scharf, mit dem würde ich auch …«

»Ich würde ja noch lauter schreien«, fuhr Mara sie an. »Er ist ein Willem, kapiert? Geh nach Hause, bevor noch ein Unglück passiert!«

»Sie kann um diese Zeit nicht gehen«, flüsterte Celine beschwörend. »Unsere Eltern sind noch wach. Wenn sie Shirin in diesem Zustand sehen, bekommt sie ihr Leben lang Hausarrest.«

»Und was machen wir nun mit ihr?«, fragte Angela ratlos.

»Mir geht es gut«, lallte Shirin und torkelte einen Schritt zurück. »Was ist denn mit euch los? Sind wir auf einer Beerdigung? Hört mal, da läuft gerade Anton aus Tirol[1]! Ich schmeiß mich weg, was für ein dämliches Lied!« Spontan begann sie zu tanzen.

»Florian hat ein Zelt aufgebaut. Wir könnten sie erst einmal dort hineinlegen.«

»Das ist eine gute Idee.« Dankbar nickte Mara Celine zu und zog die torkelnde Shirin zu einem der Zelte, die am Strand aufgebaut waren.

»Ich will da nicht hinein«, rief Shirin protestierend, doch nachdem sie sich hingelegt hatte, schlief sie sofort ein.

 

Sie ist mir egal, vollkommen egal. Sie interessiert mich überhaupt nicht. Mit, wie er glaubte, regloser Miene beobachtete Eric Marie, die Shirin schimpfend über den Rasen zerrte.

»Hey, Eric. Du starrst sie wie ein Mondsüchtiger an«, bemerkte Kevin leise.

»Ist das so offensichtlich?«, flüsterte Eric verlegen.

Kevin nickte mitfühlend. »Schaff dir eine Freundin an, das hilft bestimmt.«

»Eine Freundin kann ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen. Ich wüsste auch gar nicht, welche ich nehmen sollte. Mir gefällt keine so richtig.«

»Außer die Bischofanführerin, die dich auf den Tod nicht ausstehen kann«, schlussfolgerte Kevin. »Du bist wirklich nicht zu beneiden.«

»Sei bloß still«, murmelte Eric und sah sich schnell um. »Diese lästigen Gefühle bringen mir nur Ärger ein. Ihretwegen würde ich die Bande sofort weitergeben.«

»Seit ich Mara kenne, kann ich dich sogar verstehen.«

Eric warf seinem Cousin einen durchdringenden Blick zu. »Sie steht auf dich.«

»Hey, unsere Freundschaft ist mir wichtiger. Ich habe deshalb extra die ganze Woche versucht, mich von ihr fernzuhalten.«

»Ja, ich weiß.« Eric seufzte leise. »Eine Freundin, sagst du? Hm, wen könnte ich da fragen?«

»Die Rotblonde da drüben an der Eiche starrt dich schon eine ganze Weile lang an. Sie hat etwas von Mara.«

»Juliana Hintz? Das ist ihre Cousine.« Überrascht blickte Eric zu ihr hinüber. »Die geht in Retzhausen zur Schule. Sie sieht ihr tatsächlich ähnlich.«

»Na, das ist doch die optimale Lösung für all deine Probleme.«

»Sie sieht hübsch aus. Ihr Haar ist röter.«

»Geh zu ihr, sie wartet nur darauf!«

»Nun ja … in Ordnung, du hast mich überredet.«

 

»Hey, Mara, ich wusste gar nicht, dass Watts deine Cousine kennt.« Celine wies zu der alten Eiche neben den Zelten.

»Die kennen sich eigentlich auch nicht.« Neugierig blickte Mara hinüber.

Eric stand neben Juliana und unterhielt sich mit ihr, während diese ihn sichtlich anhimmelte.

Juliana gehörte nicht zu ihrem Freundeskreis, was hauptsächlich daran lag, dass sie sich von Anfang an über die Banden lustig gemacht hatte. Nur bei Familienfesten trafen die beiden Mädchen aufeinander und das reichte Mara vollkommen. Dabei mochte sie ihre Tante Tina, Onkel Steffen und ihre beiden kleinen Cousins sehr gerne.

»Er baggert sie an«, meinte Florian bewundernd. »Und ihr scheint es zu gefallen. Ich wünschte, ich wäre so mutig.«

»Watts sollte besser die Finger von ihr lassen. Na, er wird schon sehen, was er davon hat.« Mara wollte die beiden nicht mehr beobachten. Mit einem seltsam flauen Gefühl im Magen lief sie zu den Autos, die etwas weiter weg standen. Dort traf sie auf Jörn.

Er stand mit ein paar anderen Jugendlichen an einem VW.

»Hallo Jörn, ich muss mit dir sprechen«, begrüßte sie ihn lächelnd.

»Wir wollten uns gerade ins Auto setzen. Komm mit rein.«

»Klar.« Sie folgte seiner Einladung und ließ sich auf dem Rücksitz neben ihm nieder.

Mia drehte den Zündschlüssel und nur ein paar Sekunden später erschall laute Technomusik im Auto.

»Das ist der Mayday-Mix[2] von Paul van Dyk[3]«, rief sie nach hinten.

»Hier Mara, trink einen Schluck Wodka Zitrone!«, sagte Jörn und reichte ihr eine volle Flasche. »Der schmeckt echt gut.«

»Nun zünd schon endlich die Tüte an«, knurrte Alwin ungeduldig, und Mia holte schnell ein Feuerzeug und einen Joint aus ihrer Tasche.

»Oh, ich geh lieber wieder«, murmelte Mara. Sie hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache, doch Jörn hielt sie am Arm fest. »Du kannst die Tür jetzt nicht öffnen, die Kippe ist schon an. Das zerstört die ganze Wirkung.«

»Na, meinetwegen, aber ich werde nicht mitrauchen.«

»Das ist mir total egal. Was wolltest du mich fragen?«

»Was hältst du von Angela?«

Jörn zog kurz an der gedrehten Zigarette. »Sie ist cool. Warum fragst du?«

Mara trank schnell einen großen Schluck Wodka. »Sie mag dich.«

»Ja?« Schmunzelnd reichte Jörn den Joint weiter. »Gut zu wissen.«

»Was wirst du jetzt unternehmen?«

»Mal sehen. Vielleicht frage ich, ob sie mit mir gehen will.«

 

Eine ganze Weile später stieg Mara mit einer nur noch ein Viertel vollen Flasche Wodka Zitrone aus dem Auto und schlug den Weg zurück zur Party ein. Schon von Weitem erkannte sie Angela, die sich ständig suchend umblickte, während sie sich mit Celine unterhielt.

»Angela, ich habe ihn gefragt«, rief Mara laut und strauchelte leicht, als sie über einen Stein stolperte.

»Ich habe Jörn gefragt, was er von Angela hält«, antwortete Mara gelassen. »Sie hätte sich doch heute wieder nicht getraut.«

»Was hast du?« Entsetzt packte Angela ihre Freundin an den Schultern. »Ich könnte dich umbringen! Wie konntest du nur?«

»Hey, bleib locker! Er findet dich cool und will wahrscheinlich auch mit dir gehen.« Mara trank kurz einen Schluck. »Wir saßen in Mias Wagen und wow … warte mal … jetzt dreht sich gerade alles … er hat mit Alwin und ihr einen Joint geraucht. Also, Angela, wenn du mich so sauer ansiehst … das sieht so komisch aus. Ich könnte mich totlachen.«

Tatsächlich brach sie in Lachen aus. Celine und Angela schüttelten beide entsetzt den Kopf.

»Du hast wohl zu viele Dämpfe eingeatmet«, bemerkte Celine schließlich, nachdem sich Mara wieder einigermaßen beruhigt hatte. »Und was soll eigentlich die Wodkaflasche? Erzähl mir nicht, dass du die allein getrunken hast. Du bist doch total hinüber. Leg dich lieber zu Shirin ins Zelt!«

»Blödsinn, der Abend hat doch gerade erst begonnen!« Strahlend drehte sich Mara im Kreis. »Mir geht es total gut! Habt ihr Kevin gesehen?«

»Er ist irgendwo da drüben.« Angela wies in eine unbestimmte Richtung. »Ich gebe dir einen Rat, geh lieber heim!«

»Nein, dein Gejammer ödet mich an. Was soll ich zu Hause?«

»Mach doch, was du willst, aber beschwer dich hinterher nicht bei mir!«

Ungeduldig wandte Angela sich um und lief zum Parkplatz.

»Ja, ja, renn nur zu deinem Jörn! Ich gehe jetzt zu Kevin«, beschloss Mara spontan. »Celine, interessiert dich hier überhaupt kein Junge?«

»Nein, nicht wirklich. Die besten sind schon vergeben«, antwortete Celine ehrlich, doch Mara hörte sie schon nicht mehr.

Celine beobachtete entsetzt, wie die Bischofanführerin stolpernd auf das Objekt ihrer Begierde zusteuerte, dann jedoch einen Schlenker vollführte.

Mara nahm einen letzten Zug aus der Wodkaflasche. Inzwischen war ihr Gehirn zu benebelt, als dass sie noch etwas mitbekommen hätte. Schnellen Schrittes lief sie auf den Jungen zu, der ihr so sehr gefiel, und umarmte ihn.

»Hallo Kevin, ich liebe dich«, brachte sie noch mühsam hervor, bevor sie ihn küsste.

Doch schon nach einem kurzen Moment wurde sie zurückgestoßen.

»Ich bin Eric und nicht Kevin«, hörte sie den Anführer der Willems sagen.

»Ist doch egal, du küsst so gut«, hauchte Mara, die nicht mehr wusste, was sie tat, und küsste ihn erneut sehnsuchtsvoll.

»Nein, verdammt!«, fluchte Eric und stieß sie ein weiteres Mal so heftig von sich, dass sie zu Boden fiel. »Was ist mit dir los? Bist du betrunken?«

»Mara!«, schrie Celine, die sofort angerannt kam, wütend. »Wie konntest du nur?«

»Du blöde Ziege, das ist doch nicht dein Ernst!«, kreischte Juliana erzürnt.

»Wow, die ist mehr als stoned«, meinte Stefanie, die nur wenige Meter entfernt stand, grinsend.

»Was … Watts? Ich …«, konnte Mara nur noch flüstern, bevor sie sich vor ihm auf dem Rasen übergab.

»Ich kann es nicht fassen.« Naserümpfend drehte Eric sich von ihr weg. »Ist das eklig.«

»Das war echt filmreif«, sagte Thanee grinsend. »Wenn die Süße morgen wieder klar im Kopf ist, wird sie sich zu Tode schämen. Hey Eric, diese Geschichte kannst du ihr auch noch in einem Jahr vorwerfen. Genauso, wie sie es mit dir immer macht.«

[1] Song von DJ Ötzi, Veröffentlichung 1999

[2] Veranstaltung der elektronischen Tanzmusik, findet jährlich in den Westfalenhallen in Dortmund statt.

[3] Deutscher DJ, Musikproduzent und Hörfunkmoderator (*16.12.1971)

 

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