- Kapitel
Sechsundneunzig Jahre später.
»Hallo Vincent« Mara Thomas[1], die ehemalige Anführerin der Bischofbande, wartete erst eine Minute vor dem Lager, als auch schon die neuen Anwärter, sechs Zweitklässler, auftauchten.
Vincent war der kleine Bruder eines ehemaligen Bandenmitglieds, und sie kannte ihn schon seit seiner Geburt.
»Hallo Mara, ich wurde zum Bandenanführer gewählt. Marian ist sehr stolz auf mich«, hörte sie ihn fröhlich sagen.
»So, du willst mich also ablösen?« Mara lächelte ihn gutmütig an. Sie war sich sicher, dass der Kleine ein guter Anführer werden würde. »Kommt, lasst uns in das Lager gehen!«
»Ich wette, dass die Willems die blöde Bodt zu ihrem Boss machen«, meinte er dann, nachdem er es sich auf dem Anführerstuhl bequem gemacht hatte.
»Janice ist doch ein nettes Mädchen«, erwiderte Mara verwundert. Janice war die kleine Schwester von Thanee und Celine, die ebenfalls ehemalige Mitglieder der Bischofbande waren.
»Ach, die spielt sich in der Schule immer auf und außerdem sieht sie aus wie eine Krähe.«
»Nun, wie auch immer.« Mara stand entschlossen auf. »Kommen wir nun zum Grund eures Erscheinens.«
Eric Watts[2], der frühere Anführer der Willemsbande, blickte zu den sechs kleinen Kindern hinunter, die ihn gespannt ansahen.
»Ihr wollt also die neuen Willems werden?« Er schaute jedem Einzelnen forschend ins Gesicht. Die kleine Gruppe bestand aus drei Jungen und drei Mädchen.
»Können wir endlich anfangen?«, meldete sich eines der Mädchen mit sehr ungeduldiger Stimme.
»Sicher!« Eric räusperte sich kurz. »Wer von euch soll der Anführer werden?«
Die Kinder tauschten kurz Blicke untereinander aus und zeigten dann alle einstimmig zu dem Mädchen, welches sich eben zu Wort gemeldet hatte.
Sie hatte rabenschwarze Haare, graue Augen und eine süße Stupsnase.
»Ich heiße Janice Bodt.«
»Ah, du bist die kleine Schwester von Shirin und Celine. Die Ähnlichkeit zwischen euch ist nicht übersehbar.«
»Du redest ja so nett über die damaligen Bischofmädchen«, brummte Janice verstimmt.
»Hey Kleine, vergiss nicht, dass ich keiner Bande mehr angehöre«, antwortete Eric nachsichtig. »Kommen wir jetzt zu dem eigentlichen Thema.«
Er wies auf die Bücher, die vor ihm lagen. »In der Chronik steht alles über die Geschichte der Banden. Die ursprünglichen Bandenbücher sind leider verschwunden, aber Ende der 60er-Jahre fand die Bischofbande ihre Bücher in einem geheimen Versteck in ihrem Lager. Wir denken, dass in den Wirren des Zweiten Weltkrieges die Übergabe der Banden nicht vorschriftsmäßig verlief und die Bücher einfach vergessen wurden. Unsere Originale sind leider nie wieder aufgetaucht, auch nicht, als das Willemslager neu erbaut wurde. Wie auch immer, die Bischofbücher wurden kopiert, deshalb ist der erste Teil sehr … bischoflastig. In dem Willemsbuch findet ihr alle Gesetze, Hinweise und Wissenswertes. Lest sie euch als Erstes durch. Ihr müsst euch im Klaren darüber sein, dass die Bischofs eure … Feinde sind und ihr sie hassen und bekämpfen müsst.«
»Ich glaube, dass wir gute Willems werden, denn ich hasse die Bischofbande schon jetzt«, rief Janice laut und selbstbewusst in den Raum.
»Ihr müsst die Tradition weiterführen, ich verlasse mich auf euch. Vergesst aber nie, dass alles nur ein Spiel ist. Ich will damit sagen, dass ihr euch nicht gegenseitig verletzen sollt. Ach ja, passt auf, dass ihr euch nicht in jemanden von den Bischofs verliebt. Wenn das geschieht, könnt ihr die Bande gleich weitergeben.«
»Ihh!«, war die Reaktion der Kleinen.
»Das ist dir wohl passiert?«, fragte Janice interessiert.
»Weshalb sollte ich dir das wohl erzählen?«, fragte Eric leicht errötend. Die jüngste Bodt-Tochter besaß ein schnelles Auffassungsvermögen. Der neue Bischofanführer würde es nicht leicht mit ihr haben.
»Ich verlasse euch nun. Macht das Beste aus den nächsten Jahren.«
Janice beobachtete, wie der junge Mann das Lager verließ.
»So, Willemsbande«, begann sie dann ihre Amtsantrittsrede. »Ich kann kaum glauben, dass wir jetzt wirklich hier im Lager sind. Man, bin ich froh, dass nur Kinder hier sitzen, die ich wirklich gut leiden kann. Alexandra Kaiser, Jonas Gräber, Leonie Breuer, Emilia Rieke, Jan Thesing … ich begrüße euch zu unserem neuen Lebensabschnitt.«
»Ich bin sicher, dass die Bischofs Vincent zum Anführer wählen werden«, meinte Alexandra, ein eher unauffälliges Mädchen mit dunkelblonden Haaren und Brille, leise.
»Das denke ich auch.« Janice schlug die Willemschronik zu und legte das Buch in einen kleinen Schrank, der an der Wand stand. »Um das Amtliche kümmern wir uns später. Jetzt gehen wir die verdammte Bischofbande suchen und finden heraus, ob unsere Vermutung stimmt.«
Der Rest der Kinder nickte. Sie sprangen von ihren Sitzplätzen auf und verließen wild durcheinander plappernd das Lager.
Nur wenige Minuten später trafen die Banden am See aufeinander. Argwöhnisch betrachteten sich Janice und Vincent. Wie Tiere am Beginn eines Kampfes umrundeten sie sich langsam, so als würden sie versuchen, die Kraft und Schnelligkeit des Gegners einzuschätzen.
»Du bist also der neue Bischofanführer?«, stellte Janice ärgerlich fest. »Ihr hättet euch keinen größeren Idioten aussuchen können.«
Vincent ballte seine kleinen Hände zu Fäusten. »Ein Mädchen als Willemsanführerin und dann noch so eine olle Krähe! Dich schaffe ich allemale!«
»Bilde dir nur nicht so viel ein, Blondie. Du wirst dich noch wundern.«
»Du willst dich doch nicht ernsthaft mit mir schlagen?«, fragte Vincent und musterte sie skeptisch. »Ich will dir nicht wehtun.«
»Oh, wie liebenswürdig«, rief Leonie amüsiert. »Na, wer hätte das gedacht.«
Jonas und Jan blickten sich kurz an und traten dann neben Janice.
»Du kannst dich auch gern mit uns messen«, meinte Jan selbstbewusst.
»Ja, Pauls, du hast die Wahl!«, sagte auch Jonas.
Vincent rief kurz die Jungs seiner Bande, Roman Hake, Fabian Winter und Johannes Dickel zu sich und plötzlich stand es zwei gegen vier.
»Nicht sehr ausgewogen würde ich meinen«, sagte er dann, Mitleid heuchelnd.
»Kommt, zwei von uns schaffen doch locker einen von den Jungen«, flüsterte Emilia zu Alex und Leonie. »Wir können Janice jetzt nicht hängen lassen.«
Die anderen Mädchen waren einverstanden und traten ebenfalls geschlossen vor.
Janice verstand den Wink. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging sie auf Vincent los.
»Das nenne ich mal einen ereignisreichen Tag«, erzählte Alexandra am Abend aufgeregt, während ihr Vater ihre Schürfwunden mit Pflastern versorgte. »Ich bin jetzt in der Willemsbande. Janice Bodt ist unsere Anführerin.«
»Und als Erstes musstet ihr euch mit den Bischofs prügeln«, stellte ihre Mutter besorgt fest.
»Natürlich. Wir mussten schließlich herausfinden, wie stark sie sind und wie wir sie am besten bekämpfen können.«
»Kommt mir bekannt vor«, meinte ihr Vater schmunzelnd. »Mir ging es damals, als ich Willemsanführer wurde, genauso.«
»Mir nicht!«, rief Jane[3] erbost. »Man muss sich nicht schlagen. Als ich Bischofanführerin wurde, haben wir so etwas nicht gemacht.«
Christian Kaiser zwinkerte seiner Frau amüsiert zu. »Ich hätte dich ja auch lieber geküsst, seit ich dich das erste Mal sah, als mit dir über Bandenkram zu diskutieren.«
»Jetzt kommt das wieder!« Genervt verdrehte Alex ihre Augen. »Müsst ihr schon wieder anfangen zu turteln?«
»Auf alle Fälle.« Christian strich seiner Tochter sanft über das Haar. »So, deine Kampfwunden sind versorgt. Zeit für das Bett.«
Alex nickte und lief ins Bad.
Jane blickte ihr kopfschüttelnd nach. »Ich hatte gehofft, dass ich wenigstens bei ihr mit den Banden verschont bleibe.«
»Ist doch nicht so schlimm. Wie man sieht, hat Alexandra Spaß daran«, meinte Christian schmunzelnd und zog seine Frau an sich ran. »Das werden wir auch noch überstehen.«
- Kapitel
Juli 2009.
Eine Woche vor Beginn der Sommerferien veranstaltete die Schule eine Projektwoche.
In allen Altersstufen konnten die Schüler Kurse wählen, in denen sie sich Projekte ausdachten, erarbeiteten und dann den anderen Schülern vorstellten. Anschließend sollte ein Fest mit Livemusik stattfinden.
Alex besuchte den Geschichtskurs. Hier traf sie allerdings niemanden aus den Banden. Und so war es für sie eine ganz neue Erfahrung, nur mit normalen Leuten zusammen zu sein und eine Woche mit ihrem zweiten Lieblingsthema zu verbringen.
Marc hatte sich für den Musikkurs entschieden.
Mit seiner Gitarre bewaffnet, betrat er am Montagmorgen den Musikraum.
Hier warteten schon mehrere Schüler auf den Beginn des Kurses. Auch die Kursleiterin war schon da.
»Hallo Marc, such dir einen Platz. Wir beginnen gleich mit dem Projekt«, begrüßte Frau Böhm ihn und blickte stirnrunzelnd auf ihre Uhr.
Kurz nach ihm lief Hannah Tillner außer Atem in den Raum und ließ sich schnell auf einem Stuhl in der Nähe der Tür nieder. Auch sie hatte eine Gitarre dabei.
»Hallo Hannah«, sagte Frau Böhm nun lächelnd. »Jetzt sind wir vollzählig und können beginnen.«
Marc musterte die anderen Kursteilnehmer. Er kannte natürlich alle, aber er hatte nicht gewusst, dass sie Instrumente beherrschten.
Ach, warum war ausgerechnet die Tillner hier? Seit dem Zusammenstoß beim Zelten ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopfe und das wurmte ihn.
Frau Böhm sprach von der Abschlussveranstaltung und ihrem Wunsch, dass dieser Kurs dort die erlernten Stücke zwischen der Vorstellung der Projekte aufführen sollte.
Sie teilte Blätter aus, auf denen Musikstücke für Duos und Trios standen.
»Das sind klassische Stücke«, stellte Marc verwundert fest.
»Das stand so in der Kursbeschreibung«, murmelte Hannah belustigt.
Marc warf ihr einen bösen Blick zu, der sie verlegen erröten ließ.
Schnell hatten sich Duos und Trios gebildet und Marc vermutete, dass die Schüler sich schon im Vorfeld dazu abgesprochen hatten.
Allein er und Hannah blieben übrig.
»Das geht nicht!«, stellte er im festen Ton fest. »Ich kann nicht mit der Tillner zusammenarbeiten.«
»Ihr spielt beide Gitarre«, meinte die Lehrerin, die nicht aus Weißwald kam und der die Banden ziemlich egal waren, beschwichtigend. »Ich habe hier auf der Liste ein Duostück für klassische Gitarre. Schau mal bei der Nummer fünf.«
»Morgenstimmung von Edvard Grieg[4] aus der Peer Gynt Suite Nr. 1, Opus 23[5]?«, las Marc entsetzt. »Ich habe noch nie etwas Klassisches gespielt.«
»Na und?«, fragte Hannah, die inzwischen mit ihrem Instrument zu ihm getreten war. »Hast du Angst vor einer Herausforderung? Willst du nichts Neues lernen?«
»Ich bin nicht ängstlich«, fuhr Marc sie erbost an. »Ich will nur nicht mit dir zusammenarbeiten.«
Hannah ließ sich jedoch nicht beirren. Sie nahm die Unterlagen, die Frau Böhm inzwischen von ihrem Schreibtisch geholt hatte, und studierte sie kurz.
»Okay, dann schauen wir mal. Die Komposition besteht aus zwei Teilen, in denen die Melodie immer nacheinander in der ersten und zweiten Gitarrenstimme liegt. Wir wechseln uns bei der Melodiestimme und der Begleitung also ab. Na, das ist doch nicht so schwer. Das bekommt jeder mit etwas Übung hin. Das Stück ist in Notenschrift und Tabulatur ausnotiert. Was kannst du besser lesen?«
»Ich kann beides«, knurrte Marc und riss ihr die Blätter aus der Hand. »Zeig mal her!«
Schließlich ergriff er seine Gitarre und probierte, die ersten paar Takte zu spielen.
Hannah ließ sich auf einem Stuhl neben ihm nieder und fixierte ihn mit kritischem Blick.
»Was ist?«, knurrte Marc sie schließlich an.
»Du hältst den Daumen am Griffbrett falsch«, bemerkte Hannah trocken.
»Meinst du?« Marc blickte kurz auf seine linke Hand. »Wie macht man es denn, deiner Meinung nach, richtig?«
Hannah ergriff ihre Gitarre und zeigte ihm ihre Technik.
Marc beobachtete sie genau und neidlos musste er zugeben, dass sie recht hatte.
Sie nahm ihre Noten, legte sie vor sich und begann, die Morgenstimmung zu spielen.
Die anderen Schüler hatten dem Wortwechsel gelauscht. Da aber nun nichts Interessantes mehr passierte, widmeten sie sich ihren eigenen Musikstücken.
»Wo werden wir üben?«, fragte Hannah plötzlich. »Alle können wohl schlecht hierbleiben. Wenn jede Gruppe ihre Musikstücke hier einstudiert, würde ja das reinste Chaos entstehen.«
»Ja, darüber habe ich mir natürlich Gedanken gemacht«, antwortete Frau Böhm. »Wir haben aktuell drei Duos und zwei Trios. Leider haben wir nicht genügend Räume. Wir treffen uns die Woche über morgens hier. Wir werden die Fortschritte der einstudierten Stücke hören und besprechen. Anschließend möchte ich euch bitten, zu Hause zu üben. Anders bekommen wir es leider nicht hin.«
Oh nein, dachte Marc erschüttert. Auf keinen Fall würde er Hannah mit zu sich nehmen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was die Willems dazu sagen würden.
»Dann treffen wir uns morgen früh um acht Uhr wieder hier. Gibt es noch Fragen oder Unklarheiten?«
Die jungen Musiker schüttelten verneinend ihre Köpfe, packten ihre Instrumente ein und verließen nach und nach das Klassenzimmer.
Nach ein paar Minuten befanden sich nur noch Marc und Hannah in dem Raum.
»So ein Mist«, entfuhr es Marc schließlich. »Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich in einen anderen Kurs gegangen.«
Hannah musterte ihn lächelnd. »Warum? Wegen mir oder wegen der klassischen Musik?«
»Wegen dir natürlich«, murmelte Marc und stand auf. »Die Morgenstimmung werde ich schon hinbekommen.«
Hannah erhob sich nun ebenfalls. »Wir können bei mir üben. Ich wohne näher an der Schule.«
Seufzend ergab sich Marc in sein Schicksal und folgte ihr.
Neugierig betrachtete er wenig später das alte Backsteinhaus der Tillners. Der Vorgarten war liebevoll mit verschiedensten Blumen bepflanzt und der schmale Weg, der zum Haus führte, war von mehreren Rosenstöcken umsäumt.
Nervös folgte er Hannah in das Haus.
»Meine Mutter ist in ihrer Musikschule und mein Bruder ist im Sportkurs. Die kommen sicher nicht so bald nach Hause«, sagte Hannah und zog ihre Schuhe aus. »Wir üben am besten im Wohnzimmer. Da ist die Akustik ganz gut.«
»Meinetwegen«, meinte Marc und folgte ihr weiter hinein in das gemütlich eingerichtete Haus. »Und wo ist dein berühmter Vater?«
»Der ist gerade in Hamburg und produziert mit einer ziemlich bekannten Band ein neues Album. Er wird am Wochenende wieder hier sein.«
»Schade, den hätte ich gerne mal kennengelernt.«
Hannah hob nur desinteressiert ihre Schultern. »Er ist ein ganz normaler Typ.«
Beide ließen sich auf den an weitesten voneinander entfernten Sesseln nieder und packten ihre Instrumente aus.
»Warum bist du heute mit Gitarre und nicht mit Violine zum Kurs gekommen?«, fragte Marc schließlich neugierig.
»Ich spiele lieber Gitarre«, antwortete Hannah. »Violine habe ich auf Wunsch meiner Großeltern gelernt.«
Sie reichte ihm seine Notenblätter und zusammen begannen sie, das Stück einzuüben.
»Ich brauche eine Pause«, sagte Hannah schließlich nach zwei Stunden intensiver Arbeit. »Hast du Hunger?«
Marc nickte und folgte ihr in die Küche.
»Ich mache eine Tortilla, in Ordnung?« Hannah wartete nicht auf eine Antwort und stellte Eier, Kartoffeln, Zwiebeln, Olivenöl und Salz auf die Arbeitsfläche des Tresens, der in einem kleinen Abstand zur Küchenzeile stand.
»Mir egal«, meinte Marc nur, ließ sich auf einem Barhocker am Tresen nieder und beobachtete das Mädchen bei ihrer Arbeit.
Plötzlich erinnerte er sich wieder daran, dass sie eine Bischof und er der Anführer der Willems war. Verdammt, warum hatte er die ganze Zeit nicht daran gedacht? Klar, die Musik hatte ihn alles andere vergessen lassen.
»Und wie ist es so, in einer Bande zu sein, die von einem Volltrottel angeführt wird?«, begann er zu sticheln.
Ruckartig hob Hannah, die gerade eine Kartoffel in kleine Würfel schnitt, ihren Kopf und sah ihn böse an.
»Hey, wie kannst du es wagen …«
»Und überhaupt, Winter, Dickel und Hake sind auch die totalen Flaschen. Es muss schwer sein, immer nur von Schwachköpfen umgeben zu sein.«
Wütend ergriff Hannah ein Ei und warf es nach ihm. Es landete auf seinem Kopf und zerbrach. Die Flüssigkeit lief an seinen Haaren herab und tropfte auf sein Shirt.
»Spinnst du?«, rief er perplex. Spontan griff er nach einer Tomate und bewarf Hannah damit. Diese landete auf dem grünen Kleid, das sie trug.
Hannah schrie kurz auf und griff nach einem weiteren Ei. Auch das erreichte sein Ziel, obwohl Marc sich wegduckte.
Er blickte sich kurz in der Küche um und entdeckte neben dem Herd eine Papiertüte voll Mehl. Schnell lief er dorthin, riss sie auf und schüttete sie über Hannah aus, die es nicht fassen konnte.
Sie griff nach der Packung Salz, die vor ihr stand, riss sie ebenfalls auf und schleuderte sie ihm ins Gesicht.
»Was ist denn hier los?«, rief plötzlich eine Frauenstimme entsetzt.
Marc und Hannah blickten erschrocken zur Küchentür.
»Ich wollte Mittagessen machen«, stotterte Hannah verlegen, während eine Menge Mehl aus ihren Haaren an ihr herunterrieselte.
»Und dabei verwüstet ihr meine Küche? Bist du nicht Marc Engel? Ist das nicht der Willemsanführer? Was will der denn hier?«
»Äh … «, begann Marc.
»Wir müssen zusammen ein Gitarrenstück einstudieren«, fiel ihm Hannah ins Wort. »Es ist doch Projektwoche und wir sind im gleichen Kurs.«
Charlotta[6], ehemaliges Mitglied der Bischofbande, schüttelte ungläubig den Kopf. »Da macht man einmal eher frei und dann so etwas! Ich werde jetzt zum Supermarkt fahren und einkaufen. Wenn ich wiederkomme, seid ihr und die Küche sauber, verstanden?«
»Verstanden«, antworteten Hannah und Marc gleichzeitig.
Frau Tillner wandte sich um und lief zur Haustür. Erst als sie im Auto saß, begann sie laut zu lachen.
Wie gut, dass ich ein Foto mit dem Handy gemacht habe, dachte sie. Aber nun würde sie erst mal Eier, Tomaten, Salz und Mehl kaufen müssen.
[1] Mara Thomas: Mara und die Bischofbande, vierter Band
[2] Eric Watts: Mara und die Bischofbande, vierter Band der Reihe
[3] Jane: Dana und die Bischofbande, dritter Band
[4] Edvard Grieg: Norwegischer Pianist und Komponist der Romantik (*15. Juni 1843, †4. September 1907)
[5] Peer Gynt Suite Nr. 1, Opus 23: Orchesterstück von Edvard Grieg zum gleichnamigen dramatischen Gedicht von Henrik Ibsen, gehört zu den bekanntesten Stücken der romantischen Musik, Uraufführung 24. Februar 1876
[6] Charlotta: Jessi und die Bischofbande